Die Diskussion über eine Autobahnmaut für Pkw nimmt in Deutschland erneut Fahrt auf. Nachdem ein früherer Versuch gescheitert war, bringt der Landkreistag Baden-Württemberg nun eine Lösung nach Schweizer Vorbild ins Gespräch.
Finanzierung der maroden Infrastruktur
Der Tübinger Landrat, Joachim Walter, sieht in einer Pkw-Maut eine Möglichkeit, dringend benötigte Mittel für die Sanierung von Autobahnen und Fernstraßen zu generieren. Sein Vorschlag: eine Jahresvignette für 100 Euro, deren Einnahmen direkt an die Autobahngesellschaft des Bundes fließen sollen. Die Umsetzung wäre laut Walter unkompliziert und unbürokratisch. Zum Vergleich: Die Jahresvignette in der Schweiz kostet aktuell rund 44 Euro.
Die Debatte um die Infrastrukturfinanzierung wird auch auf Bundesebene geführt. In den laufenden Verhandlungen über eine schwarz-rote Regierungskoalition steht ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen zur Debatte, das Investitionen in Straßen, Schienen, Bildung und Digitalisierung finanzieren soll. Walter kritisiert jedoch eine einseitige Finanzierung durch Schulden und fordert eine gerechtere Lastenverteilung.
Unterstützung aus der Politik – aber mit Bedingungen
Auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) befürwortet eine Pkw-Maut, fordert jedoch ein intelligentes, digitales System, das zeit- und entfernungsabhängig arbeitet. Der Vorschlag einer pauschalen Vignette sei zwar einfach, biete jedoch keine Steuerungswirkung. Laut Hermann ist eine neue Mautstruktur notwendig, um sinkende Einnahmen aus der Energiesteuer (früher Mineralölsteuer) auszugleichen, da der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge stetig wächst.
Ob eine Pkw-Maut tatsächlich kommt, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur eine zentrale Herausforderung bleibt – und neue Einnahmequellen dringend gesucht werden.
Quellen: SWR